Sieg nach doppelter Overtime!

Drama? Das kann ja fast jeder. Wer Spannung in beinahe medizinisch relevantem Ausmaß erleben will, geht zu den Itzehoe Eagles. Die Partie der 2. Basketball-Bundesliga gegen die Rostock Seawolves wird lange in Erinnerung bleiben. Die Eagles brauchten zwei Verlängerungen, bis der Sieg feststand: 104:100 (28:20, 18:17, 20:17, 17:29, 6:6, 15:11).
Eine ausverkaufte Halle, viele lautstarke Fans aus Rostock, Live-Musik von den Bluestones, Tanz von den Eagles Fighters – der Rahmen passte für den Klassiker zwischen den beiden Teams, die sich lange kennen. Während die Eagles in der Spitzengruppe rangieren, haben die Rostocker in dieser Saison bislang Probleme. Und der Unterschied zeigte sich zu Beginn: Im ersten Viertel ließen Darren Galloway, Frederik Henningsen und Co. Dreier auf die Gäste regnen, das kaschierte eine noch nicht so zupackende Defensivleistung. Diese wurde im zweiten Abschnitt deutlich besser, die Seawolves kamen oft nur zu schweren Würfen – wenn überhaupt. Der Vorsprung der Eagles schwankte um die zehn Punkte, gefühlt hätte er höher sein können, aber die Offensive lief nicht mehr so rund. Zudem hatten die Rostocker den Kampf nun voll aufgenommen, sie wollten endlich ihr erstes Spiel in der Fremde in dieser Saison gewinnen.
Mit 46:37 ging es in die Halbzeitpause, auch danach hatten die Gastgeber weiter Vorteile. Als das Spiel von schnell zu hektisch und wild pendelte, nahm Eagles-Coach Pat Elzie eine Auszeit, dann erhöhte sein Team auf 63:46. Leichte Ballverluste folgten, dennoch stand es vor dem letzten Viertel 66:54.
Mit schnellen Punkten kam Rostock näher, doch noch fanden die Eagles die richtigen Antworten, um den Abstand bei sieben bis neun Zählern zu halten. Das änderte sich in der Schlussphase: Punkt um Punkt kamen die Seawolves heran, nach zwei Freiwürfen von Flavio Stückemann gingen die Gäste mit einem Drei-Punkte-Rückstand in den letzten Angriff. Und es passierte, was fast zu erwarten war: Fünf Sekunden vor Schluss traf Jarvis Davis den schwierigen Dreier zum 83:83 – Verlängerung.
In dieser spielte Davis gleich wieder eine wichtige Rolle: Er beging ein Foul, sein fünftes, damit musste er auf die Bank. Doch die Rostocker monierten, es sei erst das vierte Foul gewesen, und legten Protest ein. Über diesen muss noch entschieden werden, das Spiel lief weiter. Und zwar vor allem dank eines Dreiers von Frederik Henningsen für die Eagles. Doch die Seawolves kämpften weiter, und nach einem Dreier von Jovonni Shuler führten sie in der letzten Minute mit einem Punkt. Kurz darauf ging Kaimyn Pruitt nach einem Foul für die Eagles an die Freiwurflinie, traf einen der zwei Versuche. 89:89 – zweite Verlängerung.
Diese begann mit leichten Vorteilen für Rostock, dann traf Henningsen einen Dreier, danach waren wieder die Gäste vorne, es ging hin und her. Kapitän Kosta Karamatskos brachte die Eagles nervenstark wieder in Führung, Rostock glich aus. Noch eine halbe Minute zu spielen, da schlug wieder Henningsen zu: Sein Dreier zum 101:98 ließ die Lehmwohldhalle erbeben. Rostock konterte sofort per Korbleger, aber die Erfahrung von Henningsen und Stückemann zahlte sich aus, von der Freiwurflinie besiegelten sie den Sieg.
„Tolles Spiel, tolle Zuschauer“, sagte Eagles-Coach Elzie. Wie erwartet sei es eine sehr umkämpfte Partie gewesen, aber er sei überglücklich über den ersten Sieg gegen Rostock in der ProB. Wie wichtig er war, zeigt der Blick auf die Tabelle: Die Eagles sind Dritter, hätten aber auch deutlich abrutschen können bei einer Niederlage. Diese lag auch wegen 16 vergebener Freiwürfe nicht fern, und deshalb sagte Elzie auch: „Wir haben Glück gehabt.“ Aber Glück, dass sich die Itzehoer sehr hart erarbeitet hatten.
Eagles: Frederik Henningsen (24, 5 Dreier), Kosta Karamatskos (14), Darren Galloway (14, 2 Dreier), Stephan Shepherd (13, 1 Dreier), Flavio Stückemann (13, 2 Dreier), Kaimyn Pruitt (9, 1 Dreier, 9 Rebounds, 5 Ballgewinne), Nick Tienarend (8, 1 Dreier), Johannes Konradt (7, 1 Dreier), Lars Kröger (2, 8 Rebounds), Yngve Jentz, Fabio Galiano.