Madita geht nach Litauen

Wenn sie richtig darüber nachdenkt, wird sie leicht unruhig. Eine positive Spannung – denn Madita Prüß hat Großes vor. Nur noch wenige Tage, dann tauscht die 16-Jährige ihren Heimatort Wilster gegen die litauische Hauptstadt Vilnius. Ein Auslandsjahr ist nichts Ungewöhnliches mehr, ihr Ziel dagegen schon. Und der Grund heißt Basketball.
"Eine coole Erfahrung"
„Es ist eine coole Erfahrung“, sagt Madita. Den Gedanken, ins Ausland zu gehen, hatte sie schon länger, jetzt sei der richtige Zeitpunkt: Die 10. Klasse an der Itzehoer Kaiser-Karl-Schule hat sie hinter sich, die Zäsur vor den beiden Jahren, die für das Abitur relevant werden. Auch in Litauen müsse sie natürlich zur Schule gehen, „aber es zählt hier nicht“.
Ein „normales“ Auslandsjahr allerdings kam für Madita nicht in Frage: „Ich wollte etwas, was fest mit Basketball zusammenhängt.“ Denn das ist seit gut vier Jahren ihre Sportart – seit Patrick Elzie, Cheftrainer der Itzehoe Eagles, das junge Mädchen auf einem Freiplatz sah und in die Halle einlud. Madita trainierte hart und entwickelte sich rasant: Landesauswahl und Team Nord, die Auswahl der Nord-Bundesländer, waren die Stationen, beim Bundesjugendlager in Heidelberg maß sie sich mit den besten Nachwuchsspielerinnen Deutschlands und schaffte es beinahe in den Nationalkader. Bei den Eagles ist sie die dominierende Spielerin im Jugendbereich und eine wichtige Stütze des Damenteams. „Sie hat noch sehr viel Potenzial“, sagt Elzie.
Klar, dass die 16-Jährige auch in den Sommerferien so oft wie möglich in der Halle war. „Ich würde gern irgendwann höherklassig spielen“, sagt Madita. Elzie empfahl ihr ein Jahr in den USA, doch sie stieß auf das Basketballprogramm der Organisation Youth for Understanding. Also Litauen, ein Land, in dem Basketball Volkssport ist. „Bei YFU geht es um kulturellen Austausch, und Basketball gehört ganz klar zur litauischen Kultur“, heißt es auf der Seite der Organisation. Die junge Wilsteranerin wird in einer Gastfamilie leben, eine Basketball-Schule besuchen und in der Woche reichlich trainieren, am Wochenende stehen Spiele an.
Sie freut sich auf die Chance, sich in den kommenden zehn Monaten sportlich und persönlich zu entwickeln. „Für so eine Aktion muss man offen sein, um Anschluss zu finden“ – doch auch bei den Touren mit den Auswahlmannschaften oder bei Leistungscamps habe sie die anderen vorher nicht gekannt. Mehr Selbstvertrauen werde die Zeit in Litauen ihr bringen, ist Madita überzeugt. Das gehe schon damit los, dass sie allein nach Frankfurt fliege. Die 16-Jährige ist gespannt auf den völlig neuen Alltag: „Man weiß danach mehr, wer man ist, weil man auf sich allein gestellt ist und selbstständiger werden muss.“ Und auch als Basketballerin werde sie viel lernen.