Das erfolgreiche Drama von Stahnsdorf ist erst wenige Tage her, Sonnabend treffen die Eagles in eigener Halle schon wieder auf diesen Gegner – jetzt aber mit der Sicherheit, die Klasse gehalten zu haben. Vor der Partie sprach Michael Bansemer mit Darren Galloway.
Darren, was geht in einem Spieler vor, wenn man in so einem Spiel eine Sekunde vor Schluss zwei Freiwürfe bekommt?
Es ist ein großartiges Gefühl, denn in der entscheidenden Phase ging jeder an seine Grenzen. Jo machte einen guten Job, denn er zog eine Sekunde vor Schluss zum Korb und wurde gefoult. Die einzige andere Option war, einen schwierigen Wurf außerhalb der Zone zu nehmen. Somit traf er die richtige Entscheidung und verwandelte zwei großartige Freiwürfe. Wir waren alle sehr aufgeregt, denn wir haben so hart gekämpft, Q traf schwierige Würfe und jeder trug seinen Teil dazu bei. Es war eine besondere Teamleistung, die dazu führte, ein enges Spiel noch für uns zu entscheiden. Das ist ein besonders gutes Gefühl!
Bist du schon einmal in so einer Situation gewesen und hättest du mit Johannes tauschen wollen?
Was Jo gemacht hat, war perfekt. Ich sagte ihm nach dem Spiel, dass ich glücklich bin, dass er eben Jo sei. Denn einer wie ich hätte bestimmt den Wurf genommen, mit allen Konsequenzen. Es war noch eine Sekunde Zeit, KP gab den langen Pass und Jo fing ihn, musste sich drehen, einmal prellen und zog dann das Foul. Er hat alles richtig gemacht und traf die Freiwürfe. Ich hätte nicht unbedingt tauschen wollen. Für ihn war es klasse und ein großartiger Moment!
Was passierte auf der Bank, nachdem Jo beide Würfe verwandelt und KP den langen Pass abgefangen hatte?
Jeder von uns war total aufgeregt, wir standen ja schon alle und sagten uns: „Yes, wir haben es geschafft!“ So richtig gefeiert haben wir aber erst in der Kabine. Es fühlt sich so gut an, vor allem durch die hervorragende Teamleistung. Jetzt können wir erstmal durchatmen und etwas entspannen, allerdings haben wir noch drei Spiele zu absolvieren.
Wir sind ja ein auf allen Positionen gut besetztes Team. Wie schwer wog dennoch der Ausfall von Fredi?
Fredi ist natürlich ein Spieler, der eine Menge Aufmerksamkeit auf sich zieht. Durch seinen Ausfall eröffneten sich aber auch eine Menge Möglichkeiten für jeden anderen Spieler. Natürlich hätten wir mit ihm vielleicht einfacher gewonnen, aber ohne ihn haben wir den Ball mehr laufen lassen, passten mehr und hatten eine gute Aufteilung. Wir haben nicht nur gewartet, ihm den Ball zu geben und zu schauen, was passiert. Wie schon gesagt, eine klasse Teamleistung ohne große Einzelaktionen, auch wenn Q ein großartiges Spiel (32 Punkte, 6/7 Dreiern) gemacht hat und uns im Spiel hielt, waren es trotzdem auch viele andere Aktionen, die uns zum Sieg verhalfen. Wie zum Beispiel verschiedene Aktionen in der Defense. Oder unsere Diszipliniertheit in der Overtime, denn vier Spieler hatten vier Fouls. Wir haben vieles richtig gemacht, was man in Statistiken nicht ausdrücken kann, und am Ende machte das den Unterschied aus.
Im Gegensatz zu anderen Teams sind wir schwer ausrechenbar, denn bei uns kann jeder scoren. Diesmal ragten Q und Kosta heraus, letzte Woche waren es Q, Nick und du. Haben wir diesen Vorteil zu selten genutzt?
Über die Saison gesehen, gab es viele enge Spiele, und einige davon konnten wir einfach nicht zu Ende bringen. Wir hatten viele verschiedene Topscorer, aber daran lag es meiner Meinung nach nicht. Es lag eher daran, dass wir zum Ende dieser Spiele nicht mehr als Team fungierten. Als Q kam, änderten sich ein paar Dinge, denn er ist stark in der Zone und kann auch von außerhalb gut treffen. Somit veränderten wir auch Spielzüge. Vielleicht hätte es mehr geholfen, wenn er früher bei uns gewesen wäre. Aber im Endeffekt fehlte uns die Konstanz, enge Spiele nach Hause zu bringen. Daran, den Ball in den Korb zu bringen, lag es nicht, sondern eher an der Defense zum Ende des Spiels.
Du bist sehr gut in die Saison gestartet und hattest leider in der Rückrunde eine schwächere Phase. Kannst du dir erklären, woran das liegen könnte?
Darauf wurde ich oft angesprochen. Ich kam im Juli schon sehr früh nach Itzehoe, um mich einzugewöhnen und mich wohlzufühlen. Ich war richtig motiviert und aufgeregt. Mit den Spielen kam das Selbstvertrauen, aber auch viele neue Dinge, die ich so nicht kannte. Ich brauche eine gewisse Art Basketball zu spielen, um mich wohlzufühlen. Wenn dem dann nicht so ist, fällt es mir schwer, damit umzugehen. Das ist aber eines, was ich diese Saison gelernt habe. Ich hatte die letzten zwei Jahre immer viel Einsatzzeit und konnte oft schnell spielen. Schaut man sich die Spiele an, in denen ich gut war, sieht man Parallelen. Daran, dass wir mit Kosta, Flavio und Nick drei weitere Point Guards hatten, musste ich mich erst gewöhnen. Ich bin ein Typ, der einen gewissen Rhythmus braucht, um sein Potenzial abzurufen. Habe ich ihn, läuft es gut. Habe ich ihn nicht, entsteht eben dieser Eindruck. Ich sagte auch zu Coach Pat, er solle sich nicht zu sehr darüber wundern, wichtig sei es, dass wir die Spiele gewinnen.
Noch drei Spiele, dann ist die Saison beendet. Was bewertest du positiv an der Saison und was lief nicht so gut?
Wir hatten einige Zeit lang interne Probleme in der Mannschaft, es hat keiner so richtig angesprochen, aber in gewissen Situationen konnte man es sehen. Dann verliert man Selbstvertrauen und schadet sich dann selber. Schade ist auch, dass wir eine große Qualität in der Mannschaft hatten und leider trotzdem die Playoffs verpassten. Auch unsere Größenvorteile haben wir nicht optimal genutzt. Dennoch gibt es auch viel Positives. Ich denke, alle Spieler haben sich weiterentwickelt und auch verbessert. Auch unsere internen Probleme haben uns weitergebracht, gerade im Punkt mentale Stärke. Es war nicht leicht, die verpassten Playoffs wegzustecken, und trotzdem blieben Coach und Team immer positiv gestimmt, sonst gewinnt man so ein Spiel wie gegen Stahnsdorf auch nicht.
Wie geht es für dich nach der Saison weiter und welche Pläne verfolgst du für die nächste Saison?
Erstmal geht es zurück in die Staaten nach Idaho, meine Mum besuchen, und danach geht`s nach New York zu meinem Dad. Anschließend werde ich den Sommer über weiter trainieren und mich fit halten für das, was dann kommt. Geplant oder fix ist da noch nichts. Es gibt also keine große Vorplanung. Vielleicht komme ich ja wieder, die Pro B ist eine gute Liga. Deutschland würde mich auf jeden Fall wieder reizen!
Jetzt ist der Ligaverbleib gesichert, für Wolfenbüttel und Stahnsdorf geht es aber noch um sehr viel. Wie geht man jetzt in so ein Spiel, denn der Druck gewinnen zu müssen, ist ja jetzt weg!
Klar, das ist eine gute Frage. Kosta hat das auch schon angesprochen. Der Druck ist weg, das ist das eine, aber wir haben ein Heimspiel vor unseren Fans. Da werden wir uns nicht einfach so ergeben. Wir werden uns wie immer gut vorbereiten, Druck hin oder her. Für Stahnsdorf geht es um alles. Gewinnen wir, sind sie abgestiegen.
Noch ein Wort zu den Fans? Vielleicht auch in Deutsch?
Was ich auf Deutsch zu den Fans sagen kann, ist: DANKE! Es ist eine kleine Fangemeinde, die uns extrem unterstützt, das kennen wir aus anderen Hallen anders. Wir haben gute und laute Fans, die es einfach lieben, in die Halle zu kommen, um Basketball zu sehen und uns zu unterstützen. Alles, was ich dazu sagen kann, ist Danke für die gesamte Saison. Für die Fans ist es hart zuzuschauen, für uns ist es hart zu spielen!
Jetzt spielen wir am Samstag wieder gegen Stahnsdorf. Bis jetzt haben wir die vier Heimspiele alle gewonnen. Was für ein Spiel erwartest du gegen unseren vermeintlichen Lieblingsgegner?
Stahnsdorf wird bis zum Ende kämpfen wie letztes Wochenende. Da erwarte ich keinen Unterschied. Wir gehen jetzt natürlich mit einem anderen Gefühl in dieses Spiel, weil wir schon gesichert sind, dennoch wollen wir unseren Fans ein gutes Spiel zeigen und es natürlich auch gewinnen!
Vielen Dank Darren und viel Erfolg nächstes Wochenende!
Let’s fly Eagles!