Florida ist die Heimat von Kevin Mickle. Der Vater des 25-Jährigen spielte zwar professionell Fußball, doch den Sohn zog es zum Basketball. Für das Florida Gulf Coast College spielte er in der ersten Division der amerikanischen College-Liga NCAA, danach lief er für die Ohio University auf. Seine Profikarriere startete Mickle beim Schweizer Spitzenclub BC Boncourt. Dort wurde sein Vertrag jedoch aufgelöst, weil ein Amerikaner zu viel im Team war, wodurch der Weg zu den Eagles frei war, bei denen Anthony McDonald aus familiären Gründen in die USA zurückkehren musste. Mickle interessiert sich neben Basketball auch für Fußball und Leichtathletik, weil er diese Sportarten schon als kleiner Junge ausübte. Das Interview führte Marie Bansemer.
Kevin, wie wichtig war der fünfte Auswärtssieg in dieser Saison?
Der Sieg war sehr wichtig, da wir zu Hause zu wenige Spiele gewonnen haben, und er war nötig, um im Rennen um die Play-Off-Plätze zu bleiben. Er bringt uns auch ein Stück näher an unser Saisonziel heran, denn wir wollen in der Tabelle noch ein paar Plätze nach oben klettern. Wir müssen jetzt Kapital daraus schlagen, dass wir das beste Auswärtsteam sind, und einfach unsere Heimspiele gewinnen.
Wie schwer wog der kurzfristige Ausfall von Flavio?
Das war eine zusätzliche große Herausforderung für uns. Nicht allzu schwierig, aber wir mussten als Team noch näher zusammenrücken und seine Aufgaben auf alle anderen verteilen. Flavio nimmt eine Menge Druck von jedem Spieler, wenn er auf dem Feld steht, denn er bringt eine Menge Energie mit und ist ein großartiger Führungsspieler, gerade im Spielaufbau ist seine Erfahrung schwer zu ersetzen. Ich musste von daher diesmal anders agieren, aber ich denke, wir haben es als Team gut hinbekommen.
Die Verteidigung hat wieder gut funktioniert, warum habt ihr teilweise Probleme in der Offensive?
Die Offensive ist eine rein mentale Geschichte. Wir müssen manchmal viel entspannter spielen, denn wir wissen, wie wir agieren wollen und können. Das haben wir in der Saison schon einige Male unter Beweis gestellt. Wenn wir keinen Lauf haben und die Offensive nicht ins Rollen kommt, müssen wir uns auf unsere Stärken besinnen, den Ball dann von innen nach außen bringen und erkennen, wann wir freie Würfe bekommen.
Bist du mit deinen Statistiken zufrieden oder siehst du noch Verbesserungsbedarf?
Ich möchte mich immer und jedem Bereich verbessern, egal ob es beim Rebounding, beim Punkten oder bei der Wurfauswahl ist. Auch wenn ich aus einigen Distanzen schon gute Würfe habe, kann man auch diese noch verbessern, und es ärgert mich, wenn ich Würfe, die ich schon tausend Mal getroffen habe, daneben setze. Allerdings muss man auch akzeptieren, dass es im Laufe einer Saison Höhen und Tiefen geben kann.
Wie groß ist der Leistungsunterschied zwischen der 1. Schweizer Liga und der ProB? Auf diversen Websites wird zwar die ProB höher eingestuft, aber ich würde sagen, dass da kein großer Unterschied ist. Das Niveau der beiden Ligen ist vergleichbar. In der Schweiz wird mit mehr Amerikanern gespielt, teilweise drei bis vier pro Team. Damit will man aufgrund der Größe des Landes erreichen, dass eine gewisse Qualität in der Liga herrscht, die man mit eigenen Leuten nicht erreichen kann. Das heißt dann, dass es im Training viel intensiver zugeht. Der Wettbewerb ist groß, da in den Spielen nicht alle gleichzeitig spielen können.
Wie kam für dich der Kontakt nach Itzehoe zustande?
Eigentlich lief es ganz gut für mich. Ich hatte so 17 Punkte im Spiel, bevor ich in den letzten zwei Spielen vor meinem Wechsel nicht gut spielte. Zu der Zeit kam ein verletzter Spieler zurück, der als einziger ein etatmäßiger Center war. Vier Amerikaner waren dann einer zu viel. Es musste eine harte Entscheidung getroffen werden. Ich wollte mehr spielen und Verantwortung übernehmen. In Absprache mit dem Coach und meinem Agenten sollte dann ein neuer Verein gefunden werden, und Coach Pat war auf der Suche nach einem neuen Spieler. Ich passte in sein Anforderungsprofil, und nun spiele ich für die Eagles.
Was magst du an Itzehoe?
Ich komme aus einer Großstadt und habe dort auch lange gelebt, aber trotzdem mag ich es nicht besonders, in großen Städten zu leben. Da gefällt es mir in Itzehoe schon sehr gut. Ich mag die Menschen hier, egal wo ich hinkomme, komme ich ins Gespräch. Viele können Englisch sprechen, und das gefällt mir außerordentlich. Das macht vieles einfacher. Ich achte auf viele Kleinigkeiten wie zum Beispiel die Unterstützung der Fans, die uns, auch wenn wir mal mit größerem Abstand zurückliegen, weiterhin bis zum Ende anfeuern.
Am Wochenende kommt mit Schwelm ein Team in die Lehmwohldhalle, das euch die höchste Auswärtsniederlage in dieser Saison beschert hat. Da gilt es eine Rechnung zu begleichen, oder?
Ja klar. Wir sind direkte Kontrahenten. Es wird am Wochenende ein sehr wichtiges Spiel für uns, wie fast jedes Spiel zurzeit. Aber in die Position haben wir uns selbst gebracht. Wir wollen das Spiel und, wenn möglich, auch den direkten Vergleich natürlich für uns entscheiden.
Noch ein Wort an die Fans?
Ein großes Dankeschön für die tolle Unterstützung – und bereitet euch auf ein großes Spiel gegen Schwelm vor. Wir schulden euch den Sieg zu Hause, und dafür werden wir alles geben.
Vielen Dank, Kevin, und viel Erfolg am Samstag!
Let's fly, Eagles!!