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Ein Zeichen setzen

Johannes Konradt ist das Itzehoer Eigengewächs. Der 22-jährige gebürtige Hamburger ist in Itzehoe aufgewachsen, verbrachte den Sommer mit Urlaub, individuellem Training und genoss die basketballfreie Zeit. Nachdem er bei den Piraten Hamburg in der NBBL immer mehr Einsatzzeit bekam, wurde ihm klar, dass er höherklassig Basketball spielen könnte. Der aggressive Defense-Spezialist versucht mit seiner Art, das Team nach vorne zu peitschen. Da es viele gute Spieler gibt, hat er kein bestimmtes Idol, dafür aber mit Heino Werner zwei weitere Vornamen, was kaum jemand weiß. Sportlich sowie auch beruflich möchte er an seine Grenzen gehen, alt und glücklich werden. Dem Publikum in Itzehoe spricht er ein riesengroßes Dankeschön aus für den jahrelangen Support.

 

Johannes, was war in den letzten fünf Minuten in Rostock los?

Sowas habe ich persönlich auch noch nicht erlebt. Wir haben bis dahin ein vernünftiges Spiel mit Höhen und Tiefen abgeliefert und uns dann mit individuellen Fehlern komplett aus dem Konzept bringen lassen. Wir haben aufgehört zu rebounden und nicht mehr so gut verteidigt wie über weite Phasen des Spiels. So richtig erklären kann ich es mir aber nicht, denn mit dem Pressing, das Rostock gespielt hat, sind wir ansonsten gut zurecht gekommen.


Nun sind Spiele in Rostock immer etwas Besonderes. Welchen Faktor spielt da die Kulisse von fast 3000 Zuschauern?

Im Normalfall treibt es einen an. Mich persönlich hat es nach vorne getrieben, denn es ist ein unglaubliches Gefühl, wenn du einen Dreier triffst oder zurückkommst, die Führung eroberst, und die Halle ist ruhig. Aber es ist auch unheimlich schwierig, wenn die Heimmannschaft mit der Unterstützung des Publikums einen Lauf hat, da dann gegenzuhalten.


Wirft euch so eine Niederlage nach den zwei überzeugenden Siegen gegen Wedel und Essen wieder zurück?

Jetzt ist es extrem wichtig, an dem Fortschritt, den wir in den letzten drei Spielen gezeigt haben, auch in weiten Teilen in Rostock, festzuhalten. Wir werden die positiven Dinge aufnehmen und gewiss nicht den Kopf in den Sand stecken wegen fünf schlechter Minuten in Rostock.


Die Hinrunde ist rum. Ihr habt vier Siege und sieben Niederlagen auf dem Konto. Wie fällt dein Fazit aus?

Ganz klar hinter den Erwartungen. Wir sind sehr schleppend in die Saison gestartet und haben lange gebraucht, uns zu finden. Es war eben schwierig, da einige Spieler erst spät in der Vorbereitung dazu gestoßen sind oder sich verletzt hatten. Aber wir sind auf einem guten Weg. Es ist an der Zeit, nach vorne zu blicken, um ganz klar das Ziel Play-Offs zu erreichen und nicht erst im letzten Spiel. Denn das will keiner von uns noch einmal erleben.


Du bist seit Anfang an für die Eagles in der 2. Basketball-Bundesliga ProB aktiv. Bist du mit deiner Entwicklung zufrieden?

Wenn du als Sportler zufrieden bist, hast du meiner Meinung nach was falsch gemacht. Ich glaube, ich habe mich über die Jahre gut weiterentwickelt. Die Defense war lange Zeit mein Manko. Dass ich mittlerweile so stark verteidige, verdanke ich Pat mit seinem Umfeld und der Rolle, die er mir gegeben hat. Ich freue mich, dem Team von Saison zu Saison mehr geben zu können. Natürlich geht da noch sehr viel mehr, das erwarte ich auch von mir in der Rückrunde.


Deine Statistikwerte gehen auf jeden Fall nach oben. Mehr Einsatzzeit, mittlerweile 28 Minuten können sich sehen lassen. Du erzielst im Schnitt fast zehn Punkte und holst drei Rebounds. Wo siehst du noch Potenzial?

Ich sehe auf jeden Fall noch Pozential bei den Rebounds. In Bezug auf Größe und Einsatzbereitschaft ist da noch mehr drin. Zehn Punkte und fünf Rebounds sind mein Ziel. Mit meiner Dreierquote bin ich generell zufrieden, aber bei einfachen Punkten arbeite ich daran, noch treffsicherer zu werden.


Wie gut lassen sich für dich Ausbildung und Training in einer ProB-Mannschaft vereinbaren?

Es ist eine anstrengende Geschichte. Man verzichtet auf eine Menge Freizeit, aber diese möchte ich im Moment auch gar nicht anders nutzen, als Sport zu machen oder mich beruflich weiterzuentwickeln. Ich kann es nur jedem jungen Spieler ans Herz legen, wenn man ProB spielt, nebenbei noch eine Ausbildung oder ein Studium zu machen. Denn der Support und die Anerkennung, die man bekommt, sind es wert, so viel Energie da reinzustecken.


Am Wochenende kommt Wedel zum zweiten Derby innerhalb von drei Wochen zu Lehmwohld. Trotz des Sieges in Wedel habt ihr immer noch eine Rechnung offen, oder?

Das letzte Spiel gegen Wedel, das wir zu Hause bestritten haben, werde ich so schnell nicht vergessen (Anmerkung: Die Eagles verpassten mit einer knappen Niederlage die Playoffs in der Saison 2016/17). Es gab wenig Spiele, in die ich motivierter gegangen bin. Dementsprechend hat es gerade jetzt den Charakter, vor heimischer Kulisse allen zu zeigen, wer die Nummer 1 im Norden ist. Den ersten Schritt dazu haben wir schon in Wedel getan, das gilt es jetzt zu unterstreichen.

Denkst du in der Vorbereitung auf diese Spiele noch an das Spiel Ende Februar zurück?

Nein, denn es sind zwei komplett verschiedene Mannschaften. Es ist jetzt wichtig, dass wir zu Beginn der Rückrunde ein Ausrufezeichen setzen, um allen zeigen, dass mit uns jederzeit zu rechnen ist.

Noch ein Wort an die Fans!

Ein riesengroßes Dankeschön. Es ist für mich alle 14 Tage ein unglaubliches Glücksgefühl, wenn ich am Samstagabend aufs Spielfeld laufe und die Fans mir zujubeln. Es fühlt sich wie Zuhause an und ist auch mein Zuhause. Ich bin unheimlich, dankbar diesen Rückhalt zu spüren. Nicht nur daheim, sondern auch auswärts. Wenn bei uns manchmal Gästefans begrüßt werden, ist es sehr leise. Das konnte ich diese Saison bei unseren Auswärtsspielen nicht feststellen und möchte mal hervorheben, dass es nicht selbstverständlich ist, in so einer Liga immer eigene Fans beim Auswärtsspiel zu sehen, die einen anfeuern, egal, wo es auch hingeht. Für diese Unterstützung bin sehr ich dankbar.

Vielen Dank, Johannes, und viel Erfolg nächstes Wochenende!

Let's fly, Eagles!!

Interview: Michael Bansemer

 

Saisonstatistik Johannes Konradt 2016/17

 

Position Shooting Guard

Spiele 27

Einsatzzeit 17,17 Min

2 Pkt 33/71 46,5%

3 Pkt 24/67 35,8%

Pkt gesamt 138

Assists 16

Rebounds 25

Fouls 68

Blocks 1

Steals 18

Turnovers 36

Nationalspieler für Malta?

Beim Spiel der Itzehoe Eagles in Rostock saß er in Zivil auf der Bank: Nelson Kahler ist am Fuß verletzt. Deshalb konnte er auch bei seiner nächsten Station an diesem Wochenende nicht spielen. Dennoch wollte der 23-Jährige unbedingt hin: Kahler flog nach dem Rostock-Spiel in Richtung Malta. Sein Ziel: für das Nationalteam der Mittelmeerinsel auflaufen.

Eigentlich ist Nelson Kahler Australier. Doch der Großvater mütterlicherseits des 2,06 Meter großen Mannes stammte aus Malta. Deshalb beantragte der Eagles-Spieler seinen maltesischen Pass: „Ich hatte gehört, dass das von Vorteil ist, wenn ich professionell in Europa Basketball spielen möchte.“ In der Tat: Mit dem Ausweis, den Kahler vor kurzem erhielt, gilt er in der 2. Basketball-Bundesliga ProB als EU-Ausländer. Und das hilft sowohl ihm als auch seinem Club, denn in einem Spiel dürfen nur zwei Nicht-EU-Ausländer aufgeboten werden.

Er habe dann Kontakt zum maltesischen Basketballverband aufgenommen und mitgeteilt, dass er liebend gern für das Land auflaufen würde, schildert Kahler. Die Antwort kam prompt: Großes Interesse und die Einladung, in Malta alle und alles kennen zu lernen und an einem internationalen Freundschaftsspiel teilzunehmen. „Wegen meiner Knöchelverletzung kann ich nicht spielen, also sehe ich nur zu“, sagte Kahler vor der Abreise. Aber er freute sich sehr, eine andere Ecke in Europa zu sehen. Und ein weiterer erfreulicher Nebeneffekt des Wochenend-Trips: „Warme Tage, blauer Himmel, das Meer – diese Dinge aus Australien vermisse ich hier!“

Fünf schlechte Minuten

 Noch knapp sechs Minuten zu spielen in Rostock. Kaimyn Pruitt trifft für die Itzehoe Eagles, es steht 66:66 bei den Rostock Seawolves. Doch danach geht auf einmal nichts mehr. Die Eagles verlieren die Partie der 2. Basketball-Bundesliga ProB noch deutlich mit 68:88 (16:19, 20:25, 21:17, 11:27).

Der Start war schlecht für die Gäste, die Verteidigungstaktik ging nicht auf. „Da haben wir nicht clever genug agiert“, sagte Coach Pat Elzie. Die Seawolves punkteten immer wieder ohne große Mühe und setzten sich sogleich etwas ab. Auf Eagles-Seite versuchte es anfangs in der Offensive vor allem Neuzugang Lamar Roberson, doch er wollte zu viel, die Würfe saßen nicht. Das Positivste der ersten Minuten war die Einwechslung von Daniel Boahene, der nach seiner Verletzung in der Vorbereitung sein Saisondebüt feiern durfte. Dagegen standen die verletzten Nick Tienarend und Nelson Kahler weiter nicht zur Verfügung.

Nach und nach fanden die Eagles ins Spiel, längst nicht alles klappte, aber genug, um durch einen Dreier von Johannes Konradt zu Beginn des zweiten Viertels mit 23:20 in Führung zu gehen. Nun ging es hin und her, relativ wild und mit wenigen Körben. Rostock legte vor, mit Dreiern von Kaimyn Pruitt und Lamar Roberson holten die Eagles die Führung noch einmal zurück (32:31, 17. Minute). Doch dann gestatteten sie dem Rostocker Chris Frazier zwei Dreier binnen 30 Sekunden, wieder zogen die Seawolves davon bis zum 44:36 zur Halbzeit. Eine Stärke der Eagles sei, zum Korb zu gehen und dabei Fouls des Gegners zu ziehen, sagte Elzie. „Das haben wir in der ersten Halbzeit gar nicht gemacht.“

Auch die ersten fünf Punkte nach dem Wechsel machten die Hausherren, dann war Eagles-Zeit. Josh Wilcher erzielte 12 seiner 15 Punkte in einer dreiminütigen Phase, in der die Gäste zum 51:51 ausglichen. Es hätte weitergehen können, doch nicht zum ersten – und nicht zum letzten Mal – in dieser Partie machten die Itzehoer das gerade Erreichte mit eigenen Fehlern wieder zunichte. Die Rostocker holten sich Offensivrebounds und münzten diese in Punkte um. Obwohl das deutlich kleinere Team, gewannen die Seawolves das Rebound-Duell deutlich – sie agierten einfach intensiver, einer der Gründe, dass sich Elzie „super enttäuscht“ zeigte. Ein weiterer: „Wenn man nur 37 Prozent wirft als Mannschaft, ist es schwer, ein Spiel zu gewinnen.“

61:57 stand es vor dem letzten Viertel, wieder kämpften sich die Eagles mühsam heran bis zu jenem Ausgleich zum 66:66. Dann ging es binnen Sekunden dahin: Offensivrebound Rostock und Dreier, zwei Fehlpässe der Eagles, schon stand es 73:66. Elzie nahm die Auszeit, bei gut fünf Minuten Restspielzeit war noch alles möglich. Doch sein Team, das schon bis dahin nur selten gut zusammengespielt hatte, verzettelte sich in Einzelaktionen und machte weiter Fehler um Fehler. 18 Ballverluste waren doppelt so viele wie bei Rostock, „und gefühlt waren es deutlich mehr“, so der Itzehoer Coach. So durften die Gastgeber mit einem 22:2-Lauf in den Schlussminuten ihre fast 2800 Fans in der Halle begeistern.

Fazit: nicht nur unnötig verloren, sondern auch unnötig hoch verloren. Die Eagles beenden die Hinrunde der ProB mit vier Siegen in elf Spielen deutlich hinter den Erwartungen. Umso wichtiger ist die nächste Partie, und sie ist gleich wieder ein Derby: Sonnabend, 2. Dezember, um 19.30 Uhr geht es am Lehmwohld gegen den SC Rist Wedel. Eine volle Halle ist zu erwarten, deshalb wird empfohlen, den Vorverkauf zu nutzen: bei Vision in der oberen Feldschmiede, im Büro Jens Köhler (Itzehoer Versicherungen) am Marienburger Platz, in der Central-Apotheke im Oelmühlengang sowie online auf www.ticketflair.de.

Eagles: Josh Wilcher (15, 2 Dreier), Lamar Roberson (12, 2 Dreier, 8 Rebounds, 3 Ballgewinne), Lars Kröger (9), Kaimyn Pruitt (9, 6 Rebounds), Johannes Konradt (9, 2 Dreier), Fabio Galiano (7), Frederik Henningsen (7, 1 Dreier), Erik Nyberg, Daniel Boahene, Joachim Feimann, Scotty Liedtke.

Auf zu den Seawolves

Knapp zwei Wochen ist es her, dass die Itzehoe Eagles in der 2. Basketball-Bundesliga ProB in Wedel das Derby gewannen. Jetzt steht das nächste an, und das an einem ungewöhnlichen Termin: Bereits am Freitag um 19.30 Uhr spielen die Eagles bei den Rostock Seawolves.

Viele heiße Auseinandersetzungen haben sich die Teams schon geliefert, früher in der Regionalliga, jetzt in der ProB. Aber ein Auswärtssieg in Rostock fehlt noch, am Freitag soll er her. „Wir wollen den fünften Platz haben“, sagt Eagles-Coach Pat Elzie. Genau dort stehen die Rostocker mit einer ausgeglichenen Bilanz von fünf Siegen und fünf Niederlagen. Die Eagles sind mit einem Sieg weniger Neunter und nach dem Erfolg in Wedel und dem grandiosen Heimerfolg gegen Essen vom vergangenen Wochenende im Aufwind.

Ein stark ersatzgeschwächtes Team hatte glänzend aufgespielt, und auch vor der Partie in Rostock sind die Voraussetzungen nicht ideal. Der am Finger verletzte Kapitän Nick Tienarend fällt aus, Nelson Kahlers Einsatz ist wegen einer Fußblessur fraglich. Wieder dabei ist nach seiner Sperre gegen Essen Kaimyn Pruitt, sein amerikanischer Landsmann Lamar Roberson, gegen Essen noch nicht spielberechtigt, steht vor seinem Debüt für die Eagles. Auch Daniel Boahene, der sich in der Vorbereitung auf die Saison am Knie verletzte, solle erstmals auflaufen, sagt Elzie. Ob er wirklich eingesetzt werden könne, müsse sich zeigen.

Beim Gegner gebe es sehr viel gutes Personal, sagt der Eagles-Coach und hebt besonders den 1,98 Meter großen Power Forward Bill Borekambi hervor. Nur ein Spieler im Kader der Seawolves ist größer als zwei Meter, doch das Team verteidige sehr aggressiv, spiele sehr schnell und produziere dabei die wenigsten Ballverluste der Liga, hebt Elzie hervor. Für ihn steht deshalb fest: „Wenn wir da gewinnen wollen, müssen wir auf jeden Fall ein sehr gutes Spiel machen.“ Für Stimmung ist dabei gesorgt: Die Heimspiele der Seawolves in der Rostocker Stadthalle locken regelmäßig weit mehr als 2000 Zuschauer an.

 

 

Was für ein Fest gegen Essen!

Erst sitzen vor dem Fanclub, dann tanzen und – Humbatätäräää! Und bereits vor dem Spielende ein „Oh, wie ist das schön!“ von den Rängen. So wurde am Lehmwohld lange nicht mehr gefeiert, aber es geschah völlig zu Recht: Die Itzehoe Eagles boten in der 2. Basketball-Bundesliga ProB ein Basketball-Fest gegen die ETB Wohnbau Baskets Essen. Der ProA-Absteiger wurde mit einer deutlichen Niederlage auf die Heimreise geschickt: 93:74 (24:29, 25:9, 24:17, 20:19).

Es hätte so viele Entschuldigungen gegeben für die Eagles: Kaimyn Pruitt gesperrt, Neuzugang Lamar Roberson noch nicht spielberechtigt, der verletzte Kapitän Nick Tienarend nur für den Notfall auf der Bank, Nelson Kahler nach Umknicken im Training ebenfalls verletzt, Daniel Boahene sowieso. Und dann auch noch dies: Coach Pat Elzie weilte unter der Woche aus familiären Gründen in den USA und kehrte erst wenige Stunden vor dem Spiel zurück. Deshalb dankte er seinem Co-Trainer Bernardo Velarde, der mit Unterstützung von Derek Wright das Training geleitet hatte. Und natürlich den Fans, die von Anfang an lautstark hinter ihrem Team standen.

Die Eagles setzten durchgehend auf eine Zonenverteidigung, doch zunächst fanden die Essener die richtigen Antworten. Der Ball lief gut, die Würfe saßen. Doch auch die Eagles waren von Beginn an offensiv im Spiel, so entwickelte sich ein höchst sehenswertes erstes Viertel, in dem die Gäste dank der Dreier von Nikola Gaurina (19 Punkte) die Nase noch vorn hatten. Lars Kröger kassierte bei den Itzehoern früh zwei Fouls, so kam Joachim Feimann, bislang nur mit wenigen Spielanteilen in dieser Saison, von der Bank. Und er machte seine Sache ebenso gut wie Erik Nyberg, der in dieser Partie ebenfalls deutlich mehr Spielanteile bekam.

Schon vor dem Sprungball war klar gewesen: Die Eagles brauchten starke Auftritte ihrer Leistungsträger. Und sie lieferten: Die überragenden Frederik Henningsen und Josh Wilcher trugen ihr Team, Johannes Konradt war in der ersten Halbzeit mit zehn Punkten zur Stelle, und auch auf Fabio Galiano war Verlass. Als die Eagles in der Verteidigung zulegten und ihren Gegenspielern dichter auf den Füßen standen, bekam Essen immer mehr Probleme. „Ein ganz schlechtes Spiel“ seines Teams hatte Gästecoach Igor Krizanovic gesehen. Die Eagles seien zu schnell, zu motiviert gewesen: „Wir haben ihnen erlaubt, dass sie sich in einen Rausch spielen.“ Das begann fünf Minuten vor der Pause, als Galiano sein Team nach Wilcher-Pass in Führung brachte. Aus dem 38:37 wurde bis zum Wechsel ein 49:38.

Und dann das dritte Viertel, oft ein Problem für die Eagles. Es begann auch nicht gut, dann übernahm Wilcher mit acht Punkten, und das Spiel sah wieder so aus wie zum Ende des zweiten Viertels. Nicht alles klappte, aber dennoch sehr viel – bis hin zu Henningsens Korb trotz Foulspiels direkt vor dem Viertelende. 73:55 für die Eagles. Im letzten Abschnitt kam die erste richtige Schwächephase der Eagles in dieser Partie, aber erst wenige Minuten vor Schluss, als alles längst entschieden war. Und es ergab sich noch ein weiterer Grund zum Feiern: Youngster Scotty Liedtke erzielte seine ersten Punkte in der ProB.

Entsprechend stolz war Elzie hinterher auf sein Team: „Die Jungs haben viel Herz gezeigt heute.“ Mit Wilcher, Henningsen und Galiano erreichten drei Spieler Double-Doubles, also zweistellige Werte in zwei Statistik-Kategorien – einfach stark. „Super glücklich“ konnte Elzie sich freuen auf die Auswärtsaufgabe am kommenden Freitag: „Auf nach Rostock!“

Eagles: Josh Wilcher (30, 3 Dreier, 11 Assists), Frederik Henningsen (28, 3 Dreier, 10 Rebounds), Johannes Konradt (12, 1 Dreier, 6 Rebounds), Fabio Galiano (10, 11 Rebounds), Joachim Feimann (4), Scotty Liedtke (3), Lars Kröger (3), Erik Nyberg (3), Nick Tienarend.

 

 

Essen kommt zum Lehmwohld

Der nächste Heimauftritt für die Itzehoe Eagles: Sonnabend um 19.30 Uhr geht es in der 2. Basketball-Bundesliga ProB gegen die ETB Wohnbau Baskets Essen. Die Eagles wollen mit dem dritten Heimsieg ihren Auswärtserfolg im Derby in Wedel bestätigen.

Auf das positive Erlebnis folgte allerdings eine schwierige Woche. Kapitän Nick Tienarend zog sich eine Fingerverletzung an der Wurfhand zu, er fällt aller Voraussicht nach gegen Essen aus. Am Donnerstag kam dann die Nachricht der ProB-Spielleitung: Kaimyn Pruitt ist nach seinem disqualifizierenden Foul für ein Spiel gesperrt. Der Amerikaner war nach einem Zweikampf mit dem Wedeler Jens Hirschberg vom Feld geschickt worden, die Spielleitung stellte eine minderschwere Tätlichkeit fest. Umso wichtiger wäre der Einsatz von Eagles-Neuzugang Lamar Roberson – dafür allerdings muss sein früherer Club in Kolumbien rechtzeitig die Freigabe für den Amerikaner erteilen. „Das sind alles andere als ideale Voraussetzungen“, sagt Eagles-Coach Pat Elzie. „Aber damit müssen wir umgehen, wir wollen den Heimsieg.“

Der Gegner allerdings kommt mit der Empfehlung von vier Siegen in Serie. Essen ist Absteiger aus der ProA und hat mit dem Kanadier Nicholas Tufegdzich einen der besten Werfer der Liga im Team – nur wenige Ränge hinter Eagles-Aufbauspieler Josh Wilcher. Die Westdeutschen rangieren mit sechs Siegen auf dem vierten Platz, danach tut sich eine Lücke auf: Es folgen fünf Mannschaften mit vier Siegen, die Eagles sind mit drei Siegen weiterhin Zehnter. Ein Erfolg könnte sie also an diesem Wochenende in angenehmere Tabellenregionen befördern – „und genau das ist das Ziel“, so Elzie.

Die Eagles Fighters begleiten wie immer die Partie, in der Pause wartet auf einen Eagles-Fan die große Chance: Beim Halbzeitwurf von der Mittellinie, präsentiert von der Volksbank Raiffeisenbank Itzehoe, geht es um 500 Euro. Tickets für das Spiel gibt es im Vorverkauf im Büro Jens Köhler (Itzehoer Versicherungen) am Marienburger Platz (nur Freitag), bei Vision in der oberen Feldschmiede, in der Central-Apotheke im Oelmühlengang sowie online auf www.ticketflair.de. Einlass ab 18 Uhr.

"Ein echt tolles Gefühl!"

Joachim Feimann ist der Ostfriese im Team. Er hat im Sommer Drei-gegen-Drei-Turniere gespielt und war in den Staaten unterwegs. Zudem betrieb der 24-jährige Physiotherapeut und Vegetarier ausgiebig Fitness in der Off-Season. Mit 20 wurde ihm klar, dass er professionell Basketball spielen könnte. Feimann sieht seine Rolle als ehrgeiziger Backup-Spieler von der Bank. Ben Wallace ist sein großes Vorbild. Sein sportliches Ziel sind natürlich die Play-Offs. Privat will er sich  als Physiotherapeut und Mensch weiterentwickeln.

 

Joachim, mit dem knappen Erfolg im Derby in Wedel habt ihr endlich den ersten Auswärtssieg eingefahren. Wie erleichtert ist das Team jetzt?

Der Sieg gegen Wedel hat uns sehr gut getan. Wir sind sehr glücklich gewesen, wie man auch an den Emotionen nach dem Spiel sehen konnte. Es war wichtig, mal wieder zu gewinnen, und dann auch noch auswärts in einem Derby. Trotzdem sind wir aber schon wieder fokussiert auf das nächste Spiel.


In der ersten Halbzeit habt ihr gegen einen vermeintlichen starken Gegner sehr guten Basketball gespielt. War es bis dato eure beste Saisonleistung?

Es war eine sehr starke Leistung von uns in der ersten Halbzeit, in der wir auch eine große Führung herausgespielt haben. Es sah bestimmt schön aus, ob es allerdings die beste Leistung war, würde ich so nicht unterschreiben. Es war aber schon sehr, sehr gut. Wir haben auf jeden Fall so gespielt, wie es der Coach von uns erwartet hat.


Nach einem 19-Punkte-Vorsprung wurde es aber am Ende nochmal richtig eng. Wie erklärst du dir das?

Wedel war auf jeden Fall ein sehr schwieriger Gegner mit einer Menge Erfahrung. Sie waren auf uns gut eingestellt, haben hart gespielt und das hat viel Kraft gekostet. Unser Tempo war in der ersten Halbzeit sehr hoch. Jetzt gilt es, daran zu arbeiten, die Intensität hochzuhalten, um auch über 40 Minuten attraktiven Basketball zu zeigen.


Es war das erste Derby für dich bei den Eagles. Ist es auch als Bankspieler eine ganz besondere Atmosphäre?

Es war schon was ganz Besonderes, denn ich hätte nie gedacht, dass uns so viele Fans zu einem Auswärtsspiel begleiten. Sie waren lauter als die 400 Wedeler Fans, und das haben wir auf dem Feld gespürt. Auch der Austausch nach dem Spiel hat gut getan und gibt viel Rückhalt. Das ist ein echt tolles Gefühl.


Wie entstand für dich der Kontakt nach Itzehoe?

Der Kontakt kam über Teammanager Stefan Flocken und die Slammers Agentur zustande, für die ich gegen eine US-Auswahl spielte. Ich passte in das gesuchte Profil eines großen deutschen Spielers. Es passte dann ganz gut, da auch meine Familie aus Norddeutschland kommt.


Du bist hauptberuflich als Physiotherapeut in einer Klinik in Hamburg tätig. Wie gut lässt sich eine 38,5-Stunden-Woche mit Basketball in der Pro B vereinbaren?

Die geregelte Arbeitszeit in einem Job tut mir sehr gut. Ich brauche auch die tägliche Arbeit, um etwas zu machen, was nichts mit Basketball zu tun hat. Am Abend habe ich dann eben einen dementsprechenden Ausgleich. Zudem ist die Unterstützung im Eagles-Umfeld einfach top. Ich habe eine gute Wohnung, einen kurzen Weg zur Autobahn, und alle sind sehr hilfsbereit.

Hat es für die Mannschaft Vorteile, einen Physiotherapeuten im Team zu haben? Primär steht natürlich der Basketball im Vordergrund. Dennoch stehe ich mit Rat und Tat zur Verfügung wie z. B. gezieltes Training im Fitnessstudio, tapen oder Einschätzen von Verletzungen, wenn unser Physio nicht da ist.


Du hast letztes Jahr noch mit Rossdorf in der 2. Regionalliga Südwest gespielt. Wie groß war der Schritt für dich zu einem ProB-Team?

Ich hatte ja schon mal in Langen in der ProB Süd ein paar Spiele ausgeholfen, insofern war es nicht ganz neu für mich. Das Spiel ist auf jeden Fall viel schneller, attraktiver und körperlicher. Aber ich bin gut angekommen, kann im Training gut mithalten und hoffe, dem Team mit meinen Einsatzzeiten weiterhelfen zu können.


Am Wochenende kommt mit Essen ein Absteiger aus der ProA in die Lehmwohldhalle. Nach zuletzt vier Siegen in Folge steht das Team mit einer Bilanz von 6 zu 3 auf Platz 4. Wie groß ist euer Respekt?

Der Respekt ist immer da, denn wir unterschätzen niemanden. Wir werden uns gut vorbereiten und gehen mit dem Ziel ins Spiel, es auch zu gewinnen. Diese Woche machen Bernardo und Derek das Training, weil Pat nicht da ist, und wir werden bestmöglich trainieren, um am Wochenende Erfolg zu haben.


Noch ein Wort an die Fans!

Vielen Dank, dass ihr uns durch diese durchwachsene Saison immer noch so treu unterstützt, wie jetzt auch gerade in Wedel zu sehen war. Es ist einfach großartig, denn ich kannte sowas vorher nicht, dass die Fans so sehr hinter dem Team stehen. Auch der Austausch nach den Spielen ist super, wo es auch mal nicht um Basketball geht. Die Fans interessieren sich auch für den Menschen dahinter. Das ist toll.

Vielen Dank, Joachim, und viel Erfolg nächstes Wochenende!

Let's fly Eagles!!

(Interview: Michael Bansemer)